Von Castries nach Soufriere, St Lucia

St. Lucia – Kleine Rundreise auf der Karibikinsel

Autofahren auf der wunderschönen Karibikinsel St. Lucia, die zu den Kleinen Antillen gehört, ist eher etwas für Hartgesottene. Zum einen sind die Straßenverhältnisse schlecht, zum anderen ist der Linksverkehr für Mitteleuropäer eher ungewohnt und schließlich gelten die Einheimischen auf St Lucia als besonders rücksichtslose Verkehrsteilnehmer. Ich nehme euch in diesem Artikel mit auf meine St Lucia Rundreise.

St Lucia Rundreise – Mit Respekt in das Abenteuer

St Lucia, die Perle der Kleinen Antillen in der Karibik, hat viel mehr zu bieten als die Entzugsklinik, in der Amy Winehouse mehrfach vergeblich versucht hat, von den Drogen wegzukommen. Entsprechend gefreut hatte ich mich auf meine knappe Woche, die ich auf der Rundreise durch die Kleinen Antillen auf St Lucia sein würde.

Ich habe angesichts des schlechten Rufs der Fahrkünste der Einheimischen lange überlegt, ob ich auf St Lucia einfach ein paar Tage am Strand verbringen oder mich auf das Abenteuer Mietwagen einlassen sollte. Am Ende siegte wie (fast) immer die Unvernunft und ich stürzte mich ins Getümmel. Ich konnte der wilden landschaftlichen Schönheit nicht widerstehen und habe mich im Mietwagen auf den Weg von der Rodney Bay bis nach Soufriere gemacht.

Ich hatte mich schon gewundert, als ich gelesen hatte, dass die Strecke von Rodney Bay im Norden bis zum internationalen Flughafen in Vieux Fort im Süden ca. 80 Kilometer lang sein und ca. anderthalb Stunden dauern soll, obwohl die Insel gerade mal 23 km breit und 37 km lang ist. Als ich heute in meinen Suzuki Alto stieg und südlich der Hauptstadt Castries stundenlang Serpentinenstraßen Berge hinauf und wieder hinunter gefahren bin, erkannte ich des Rätsels Lösung.

Glücklicherweise verfügte der kleine Suzuki- Flitzer über eine Automatik, denn obwohl ich im Linksverkehr inzwischen einigermaßen routiniert bin, hätte ich wohl ein ums andere Mal ins Leere gegriffen, wenn ich alle 20 bis 30 Meter hätte schalten müssen. Die Kunst beim Linksverkehr ist schließlich nicht, auf der richtigen Seite zu fahren sondern seine Hand daran zu gewöhnen, dass die Schaltung nicht rechts sondern links ist.

Dass die Autofahrer auf St Lucia zudem als die rücksichtslosesten und selbstmörderischsten der Karibik gelten, hatte sein Übriges getan, mich mit einer ordentlichen Portion Respekt auf die Reise gehen zu lassen.

Welcome to the jungle: Von Castries nach Soufriere

Entsprechend hatte ich den Verkehr der Hauptstadt weitgehend gemieden und mich auf den landschaftlich am meisten beeindruckenden Abschnitt von Castries nach Soufriere, der ehemaligen Hauptstadt im Südwesten gemacht. Vorbei an kleinen Dörfern, in denen die Zeit vor hundert Jahren stehengeblieben zu sein schien, vorbei an riesigen Bananenplantagen und vorbei an der Marigot Bay, die als die schönste Bucht St. Lucias gilt und die schon Drehort zahlreicher „bekannter“ Filme gewesen war, erreichte ich nach ungefähr drei Stunden Soufriere.

Dass ich so verhältnismäßig schnell gewesen bin, verdankt sich der Tatsache, dass es auf der wunderschönen Strecke, die alle paar Kilometer eigentlich dazu eingeladen hätte anzuhalten und ein paar Fotos zu schießen oder einfach nur mal ein bisschen in die Gegend zu starren, so gut wie keine Haltepunkte oder View Points gibt, so dass jedes Verlassen des schützenden Autos einer akuten Gefährdung von Leib oder Leben gleichgekommen wäre – und dass nicht, weil ich mit St. Lucia entgegen meiner sonstigen Gewohnheit zum ersten Mal ein Reiseziel mit heimischen Giftschlangen gewählt habe sondern weil mich mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendein Blechmonster einfach überrollt hätte.

Auf dem Weg ins Tal, in dem Soufriere liegt, hat man dann wunderschöne Ausblicke auf die Wahrzeichen der Insel, die beiden Zwillingsberge „Gros Piton“ und „Petit Piton“, die nicht nur Namensgeber des hiesigen Lager- Biers sind sondern auch jährlich tausende Touristen in Bergziegen verwandeln.

St Lucia Rundreise – Soufriere: Trauriger Glanz vergangener Tage

Soufriere selbst sieht man an, dass es eine goldene Zeit als wichtige karibische Hafenstadt – hinter sich hat… die hohe Arbeitslosigkeit, die auf 40% geschätzt wird, hat zur Folge, dass die Menschen sich in ihrer Not auf jede denkbare Einnahmequelle stürzen; zum Beispiel weiße Touristen. Nun bin ich grundsätzlich der Meinung, dass man als Tourist auch den heimischen Wirtschaftskreislauf unterstützen und sein Geld nicht nur in vollklimatisierten Resorts lassen sollte, aber jede gutgemeinte Unterstützung hat auch ihre Grenzen. Bei mir war diese erreicht, als ich für einfache Auskünfte bezüglich des Weges unangemessen hohe Summen in US Dollar auf den Tisch legen sollte – und mir ungefragt alle paar Meter nicht gewünschte Stadtführungen aufgedrängt wurden.

Ich flüchtete also in ein kleines sympathisches Restaurant, aus dem laute Reggae- Musik drang, aß einen kreolischen Truthahnburger und zog dann gestärkt von dannen. Nach einem kleinen Zwischenstopp bei den Diamond Falls, ein paar schönen, aber nicht abendfüllenden Wasserfällen inmitten eines Botanischen Gartens, zog ich dann weiter zum einzigen „Drive- In- Volcano“ der Karibik, wie die Werbung stolz ankündigt. Gemeint waren die Sulphur Springs, ein aktiver Vulkan etwas oberhalb von Soufriere. Eigentlich ist der Krater sehr viel größer (über 7 km im Durchmesser) und umfasst streng genommen auch das gesamte Stadtgebiet von Soufriere, aber die vulkantypischen Aktivitäten beschränken sich auf ein Feld von blubbernden Schwefelquellen, die unnormal nach faulen Eiern stinken.

„Drive In“ ist allerdings etwas arg auf den Putz gehauen, denn nicht nur, dass man sein Auto am Parkplatz abstellen muss, man kann die Schwefelfelder auch nur noch von einer Aussichtsplattform besichtigen, seit vor 20 Jahren ein Führer in einem neu aufgebrochenen Krater bis zu den Hüften in 160 Grad heißem Schwefeldampf versank. Er überlebte zwar schwerverletzt, aber solche „heißen Bäder“ wollte man den Besuchern dort ersparen. So hat sich unser Führer auch kein Ei mehr über den Schwefeldämpfen gebraten, wie das wohl früher gern gemacht wurde, uns dafür aber mit allerhand Wissenswertem rund um die Vulkanaktivitäten in der Karibik versorgt.

Den Rückweg nach Rodney Bay bin ich gefahren wie der Teufel und entsprechend erledigt habe ich den Tag mit einem kleinen Piton an der Hotelbar ausklingen lassen.

St Lucia Rundreise Karibik – Steckbrief

Hier noch ein paar wichtige Fakten über St Lucia – von der besten Reisezeit bis zu den Einreisebestimmungen.

St Lucia (Karibik) – Beste Reisezeit

Wie überall in der Karibik ist das Wetter in den Wintermonaten Dezember bis März mit durchschnittlich 27 Grad am angenehmsten. In der Sturmsaison von Juni bis Ende Oktober muss auch mit häufigeren Regenfällen gerechnet werden. Zum Höhepunkt der Hurricane- Saison Ende September/Oktober sollte man von Reisen in den karibischen Raum eher absehen.

St Lucia (Karibik) – Impfungen und gesundheitliche Risiken

Es sind keine besonderen Impfungen vorgeschrieben. Trotzdem sollte man die sinnvollen Impfungen gemacht haben, wenn man sich im Großraum Karibik aufhält. Gelegentlich treten Dengue- Infektionen auf, gegen die es zwar inzwischen mit Dengvaxia eine Impfung gibt, die allerdings noch nicht sehr verbreitet ist und auch nur bedingt gegen Dengue schützt (Impfung gegen Dengue Fieber zugelassen). Malaria kommt nicht vor. Wichtigstes Mittel zur Gesundheitsvorsorge ist – wie überall in den Tropen – die Sonnencreme.

St Lucia (Karibik) – Einreisebestimmungen

Für Aufenthalte bis 90 Tage können deutsche Staatsbürger mit Reisepass visafrei einreisen. Die dafür auszufüllenden Einreisekarten werden im Flugzeug vor der Landung verteilt. St Lucia gehört zu den wenigen Ländern, wo ich den offiziell überall geforderten Ausreisenachweis tatsächlich auch vorzeigen musste.

Bei der Ausreise wird die von Travellern liebevoll „Wegelagerer- Steuer“ bzw. offiziell Ausreisesteuer genannte Abgabe in Höhe von 54 EC Dollar (ca. 22 US Dollar) fällig. Weitere 21 US Dollar kostet die einheimische Fahrerlaubnis, die ihr benötigt, wenn ihr einen Mietwagen buchen wollt.

St Lucia (Karibik) – Sicherheit

Die größte Sicherheitsgefahr sind die Autofahrer. Daneben gibt es in Soufriere mit seiner Arbeitslosenquote von ca. 40% Fälle von „Armutskriminalität“, weshalb es geboten ist, die allgemeinen Sicherheitsregeln zu befolgen. Unter Jugendlichen ist das Ganja- Rauchen weit verbreitet – und leider das sehr viel aggressiver machende Koksen auch. Mir ist beides mal freundlich, mal aufdringlich angeboten worden.

St Lucia (Karibik) – Preisniveau/Währung

St Lucia haftet so ein wenig der Ruf an, die Insel der Reichen und Schönen zu sein. Entsprechend hat sich auch der Tourismus preislich auf diese Klientel eingestellt und es ist schwer, dort einen billigen Urlaub zu machen. Hotels sind überwiegend hochpreisig und wie bei allen Inseln, die einen Großteil des täglichen Bedarfs importieren müssen, sind die Lebenshaltungskosten deutlich höher als beispielsweise in Deutschland.

Wollt ihr eine Unterkunft für unter 100 Euro/Nacht, so solltet ihr euch auf private Unterkünfte fokussieren. Ferienwohnungen gibt es auch in der Hochsaison bei rechtzeitiger Buchung schon für um die 50 Euro pro Nacht, während ihr ein Hotelzimmer kaum unter 100 Euro/Nacht finden werdet.

Gezahlt wird mit East Caribbean Dollar (ECD). Ein ECD entspricht aktuell (Ende 2020) ungefähr 30 Cent, also 0,3 Euro. In den vergangenen fünf Jahren schwankte der Kurs immer zwischen 0,30 und 0,35 Euro.

St Lucia (Karibik) – Zeit

In St Lucia gilt die Atlantic Standard Time (AST), die im Winter fünf Stunden hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) liegt. Wenn in Deutschland also an Silvester um Mitternacht das neue Jahr begrüßt wird, ist es auf St Lucia erst 19 Uhr und man glüht noch vor.

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St Lucia Rundreise – Fazit

Obwohl die Insel nicht zu meiner Lieblingsinsel der Kleinen Antillen aufgestiegen ist, ist mir meine kleine St Lucia Rundreise nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Allerdings ist die ganze Gegend für Backpacker mit einem Budget inzwischen kaum noch bezahlbar.

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Wer schreibt denn hier?

Kai hat sich 2015 nach Jahren des Reisens schrittweise aus Deutschland verabschiedet und lebt seitdem die meiste Zeit des Jahres in Asien. In seinem früheren Leben hat er 10 Jahre in der Arbeits- und Sozialrechtsberatung gearbeitet.



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