Das Shopping- Paradies Südostasiens hat zwar aufgrund seiner Rolle als prosperierender Stadtstaat mit ausgeprägtem Hygienebewusstsein eine Sonderrolle in der Wahrnehmung vieler Backpacker, doch schlägt sich dies zumindest nicht bei Fragen der Einreise nieder. Wie die Einreise nach Singapur funktioniert, ob ihr dafür ein Visum benötigt und welche Dinge ihr in Singapur unbedingt unterlassen solltet, um nicht zu einer Prügelstrafe verurteilt zu werden, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Einreise Singapur ohne Visum
Für deutsche Staatsangehörige ist die Einreise nach Singapur visafrei mit einem noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass möglich. Es wird eine Aufenthaltsgenehmigung für 90 Tage erteilt. Längere Aufenthalte erfordern zum Teil aufwändige Antragsprozeduren und ins Englische übersetzte Unterlagen. Da Singapur von überschaubarer Größe ist, wird dem Durchschnitts- Backpacker im Regelfall die Aufenthaltserlaubnis für 90 Tage ausreichen. Um ganz offen zu sein, wüsste ich gar nicht, was ich dort für mehr als zwei, drei Tage anstellen sollte. Viele Traveller, die mit Singapore Airlines unterwegs sind, nutzen ein paar Stunden Layover vor dem Weiterflug nach Ozeanien für eine kleine Stadtrundfahrt oder einen Abstecher an die Marina Bay – reicht auch.
Wer dagegen in Singapur arbeiten will, wendet sich an das Ministry of Manpower (MOM). Vor Arbeitsaufnahme ohne die nötigen Genehmigungen und das richtige Visum ist generell in allen Ländern abzuraten.
Wer allerdings den krassen Gegensatz zwischen florierender Handelsmetropole einerseits und teils archaischer Gesetzgebung andererseits hautnah erleben möchte, kann als Mann ja mal seine Aufenthaltsgenehmigung deutlich überziehen. In diesen Fällen droht mitunter noch die Prügelstrafe.
SG Arrival Card ausfüllen
Vor der Einreise nach Singapur müsst ihr die SG Arrival Card online ausfüllen. Diese kann auf dieser Webseite bis zu drei Tage vor Einreise (inklusive des Tags der Einreise) online eingereicht werden. Ihr könnt die Arrival Card weiterhin auch händisch vor Ort ausfüllen, doch verzögert dies natürlich eure Einreise, da Airlines in der Regel keine Formulare mehr in den Flugzeugen austeilen.
Das Formular fragt essentielle Daten ab: Name, Reisepassnummer, Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit. Auf Seite 2 müsst ihr noch das Datum der Einreise sowie „Mode of Travel“ auswählen. Bei den meisten wird das die Einreise per Flugzeug sein.
Die SG Arrival Card online auszufüllen, dauert keine fünf Minuten.
Einreise nach Singapur – Besonderheiten bei Zollvorschriften
Neben den Südostasien- weiten drakonischen Strafen für die Einfuhr, den Besitz oder den Handel mit harten oder weichen Drogen (in Singapur wird hierfür noch die Todesstrafe verhängt und auch vollstreckt), gibt es ein paar Besonderheiten bei den Zollvorschriften.
So sind Raucher in Singapur nicht nur wegen der weitgehenden Rauchverbote im Stadtstaat gebeutelt sondern dürfen Tabakwaren auch nur gegen eine Einfuhrsteuer eingeführt werden. Zigaretten, die in Singapur verkauft werden, müssen auf jeder einzelnen Fluppe einen Zollstempel tragen. Raucher von nicht gestempelten Kippen dürfen sich mit umgerechnet ca. 250 Euro pro Packung an der Mehrung des Wohlstandes des Volkes von Singapur beteiligen.
Einfuhrverbote bestehen neben den gängigen Dingen wie Waffen, Munition, pornographischen Artikeln jeder Couleur und geschützten Pflanzen und Tieren auch für Kaugummi(!). Ein Kaugummi auf der Straße auszuspucken, ist eine überaus kostspielige Angelegenheit. E- Zigaretten sind in Singapur wie in vielen anderen Ländern der Region verboten und dürfen daher auch nicht eingeführt werden. Das gleiche gilt für Spielzeugwaffen, Feuerwerkskörper oder Handschellen. Die Einfuhr notwendiger Medikamente ist genehmigungspflichtig – anders als in den meisten Ländern, wo bei bestimmten Medikamenten lediglich eine englische Bestätigung des behandelnden Arztes mitgeführt werden muss. Beachtet dabei auch, dass in Singapur einige Medikamente, die in Deutschland zugelassen sind, als Drogen gelten und euch in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können. Dazu gehören insbesondere eine Reihe von Schmerzmitteln, aber auch eine Reihe sogenannter bewusstseinsverändernder Stoffe wie Ritalin.
Auch die Einführung von Obst, Gemüse, Fleisch und Fleischprodukten bedarf einer behördlichen Genehmigung. Better safe than sorry – schaut auf der Seite des Zolls von Singapur (Direktlink) nach konkreten Bestimmungen.
Singapur – Ein paar strafrechtliche Bestimmungen
Zwar wurde die Strafbarkeit homosexueller Handlungen in Singapur 2022 aufgehoben, doch die Gesetzeslage spiegelt noch nicht vollends die Akzeptanz gegenüber Homosexualität in der Gesellschaft wider. In der Öffentlichkeit ist daran zu denken, dass homosexuelle Handungen in Singapur immer noch strafbar sind und auch heterosexuelle Männer, die sich z.B. in Bars unangemessen gegenüber Frauen verhalten („outrage of modesty“), müssen mit Prügelstrafe rechnen – und dass nicht nur, wenn der Ehemann der belästigten Frau etwas mitbekommt.
Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen ist nachts – genauer zwischen 22:30 und 7:00 Uhr strafbar und kann ebenfalls mindestens ein Strafgeld nach sich ziehen. Wer sich im betrunkenen Zustand auch noch ordnungswidrig oder unsittlich verhält, dem drohen sogar Haftstrafen.
Ansonsten fällt Besuchern von Singapur sehr schnell auf, dass es Strafgelder auf so ziemlich jedes Vergehen gibt und diese auch im Stadtbild deutlich angekündigt werden. „Singapore is a fine city“ ist ein beliebtes Wortspiel mit Augenzwinkern, bedeutet „fine“ schließlich auch Strafe oder Strafgeld. Das hohe Sicherheitsniveau in Singapur scheint den Gesetzgebern Recht zu geben.
Prügelstrafe in Singapur
Die Prügelstrafe wird übrigens auch für aus westlicher Sicht profane Vergehen verhängt. So erhielt ein Verfahren gegen junge Deutsche 2015 große Aufmerksamkeit, denen neben einer Haftstrafe bis zu acht Stockhiebe auf den blanken Hintern drohte. Sie hatten Züge besprüht. Die Prügelstrafe ist übrigens nicht Auswuchs des in weiten Teilen geltenden islamischen Scharia Rechts, sondern ein Überbleibsel der britischen Kolonialzeit.Während Großbritannien selbst 1948 die Prügelstrafe abschaffte, hielten viele ehemalige Kolonien weiter an ihr fest.
Die beiden 21 und 22 Jahre alten Deutschen, die zwei Mal in ein S- Bahn Depot eingedrungen, um einen Zug zu beschmieren, kamen glimpflich davon. Die Mindeststrafe sind drei Stockhiebe, doch es hätten, wie gesagt auch acht werden können. Es blieb bei dreien. Neville Tan, ein ehemaliger Häftling, der sich in der Haft dem Glauben zugewandt hat, hat 2015 der WELT erzählt, was die beiden erwartet.
Prügelstrafe Singapur – was erwartet Verurteilte?
Tatsächlich flößt natürlich jede Form der physischen Gewaltanwendung Respekt ein. Doch der köperliche Schmerz soll sich angesichts des dünnen Rohrstocks in Grenzen halten. Schlimmer seien die Tage vor der Vollstreckung, weil man nicht wisse, was einen erwarte. Auch findet der Bestrafungsprozess unter ärztlicher Aufsicht statt. Wer Herzprobleme oder hohen Blutdruck hat, der wird auch nicht geschlagen, so Tan.
Abhängig von der Anzahl der Hiebe können die Nachwirkungen unangenehm sein, weil eventuelle Wunden immer wieder aufgehen können. Darüber hinaus ist der Prozess natürlich auch entwürdigend, wenn man mit heruntergelassener Hose buchstäblich den Hintern versohlt bekommt. Die Delinquenten werden nackt auf einen Bock gefesselt. Lediglich die Nieren werden mit einem Schoner geschützt. Der Rattanstock ist 120 cm lang und die Schlaggeschwindigkeit erreicht 160 Stundenkilometer. Eine Bestrafungsrunde kann aus bis zu 24 Schlägen bestehen.
Dennoch verbindet man mit dem Wort Prügelstrafe in Singapur vermutlich andere Assoziationen als das, was die Häftlinge tatsächlich erwartet. Tauschen wollen würde ich natürlich trotzdem mit keinem Verurteilten, denn die drei Schläge sollen reichen, die Haut aufplatzen zu lassen und Narben zu hinterlassen.
Einreise und Visum für Singapur – Fazit
Die Einreise nach Singapur, die in der Regel über den beliebtesten Flughafen der Welt, den Singapore Changi, erfolgt, ist im Großen und Ganzen unkompliziert. Wer nicht länger als 90 Tage und ausschließlich zu touristischen Zwecken einreist, muss sich nur noch mit den Sonderregeln zu Zoll und Strafrecht vertraut machen.
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Wer schreibt denn hier?
Kai hat sich 2015 nach Jahren des Reisens schrittweise aus Deutschland verabschiedet und lebt seitdem die meiste Zeit des Jahres in Asien. In seinem früheren Leben hat er 10 Jahre in der Arbeits- und Sozialrechtsberatung gearbeitet.