Camping in den Rocky Mountains gehört zu den Highlights für Kanada- Reisende. Was euch dort an Komfort und Kosten erwartet, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Vor dem Eintritt in das Paradies steht auch in den kanadischen Rocky Mountains ein Kassenhäuschen. Wer in die vier Nationalparks Kootenay, Jasper, Banff und Yoho fahren will, muss dafür ordentlich Dollar auf den Tisch legen. Konkret werden pro Person und Nacht ungefähr 10 kanadische Dollar fällig. Für eine Woche zu zweit gehen somit schon mal satte 140 CAD weg. Dafür gibt es schon bald unbezahlbare Naturkompositionen und jede Menge Wildlife zu sehen. Mittendrin statt nur dabei gewissermaßen…
Von Radium Hot Springs kommend sind wir in den Kootenay NP eingefahren und kommen Richtung Banff zunächst an endlosen Brandschneisen im beeindruckenden Waldbestand vorbei. Einem verheerenden Waldbrand 2003 fiel ungefähr 12% des Baumbestandes im Kootenay NP zum Opfer.
Wer in den Rocky Mountains campen will, hat die Wahl zwischen ausschließlich staatlichen Campgrounds, die in Ausstattung und Komfort deutlich hinter der privaten Konkurrenz außerhalb der Rockies zurück bleiben, dafür aber natürlich in landschaftlich schier unglaublichem Setting liegen. Wer aber Wert auf Stromanschluss legt, für den wird die Auswahl schon deutlich eingeschränkter.
Stromanschluss ist aber nicht ganz unwichtig, denn ohne Strom funktioniert z.B. weder Wasserpumpe noch Heizung, was beides überaus unangenehme Folgen hat. Wenn man dazu auch noch eine Steckdose nutzen will (z.B. für das Notebook), dann ist man auf stationären Strom dringend angewiesen, denn das hält die stärkste Autobatterie nicht lange aus.
Hier seht ihr eine kleine Übersicht über die verfügbaren Campgrounds in den kanadischen Rocky Mountains (Alberta):
Camping Rocky Mountains – Tunnel Mt Village Campground Banff
Direkt vor den Toren von Banff liegt der größte Campground in den kanadischen Rockies, der Tunnel Mt Village Campground, der in drei Bereiche aufgeteilt ist, die insgesamt 321 Plätze mit Full Hook Up, 188 nur mit Strom und 618 Plätze nur mit Dusche/WC umfassen.
Der Größe entsprechend sind die Wege zu Duschen und Klos mitunter sehr lang und die Atmosphäre auf dem Platz sehr unpersönlich. Die Stellplätze bieten mitunter auch sehr wenig Privatsphäre; die Autos stehen zum Teil dicht an dicht, was natürlich der unglaublichen Popularität des Örtchens Banff und dem damit einhergehenden Run auf Übernachtungsmöglichkeiten geschuldet ist. Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist atemberaubend, aber man kann auch im Juni schon noch mal Schneefall haben.
Ein Zeltplatz kostet 27,40 CAD, Strom 32,30 CAD und Full Hook Up 38,20 CAD. Diese Preise waren auch Anfang 2019 noch gültig.
Two Jack Lakeside Campground
Nur 12 Kilometer von Banff gibt es einen wunderschönen Campground direkt am Minnewanka Lake, für den offenbar der englische Begriff „scenic“ erfunden wurde: der Two Jack Lakeside Campground.
Leider gibt es in beiden Areas des Two Jake Campgrounds keine Stellplätze mit Hook Up- Service; immerhin gibt es auf dem Lakeside Campground direkt am See Duschen und WC’s. Mit nur 74 Stellplätzen ist der Lakeside Campground auch deutlich überschaubarer und familiärer als der Two Jack Main mit 380 Stellplätzen. Mit 21,50 und 27,40 CAD sind die Two Jack Campgrounds preislich im Mittelfeld.
Wer auf Hook Up nicht verzichten will, der sollte zumindest den Tag über am tollen Lake Minnewanka spazieren gehen. Es lohnt sich.
Exkurs: Über Problembären in den kanadischen Rockies
Während in Deutschland die Spezies „Problembär“ nach dem Rücktritt von Michael Glos als Wirtschaftsminister vor einigen Jahren praktisch als ausgestorben gilt, sind Bären in einigen Gegenden Kanadas von einer durchaus stattlichen Population.
In den Rocky Mountains gibt es immerhin so viele Bären (vor allem Grizzlys und Braunbären, die eigentlich eher schwarz sind), dass ein ganzer Industriezweig von dem Verkauf so genannter Bärenglöckchen („bear bells“) an die Touristen lebt. Hintergrund ist die wachsende Gewöhnung von Bären an den menschlichen Eindringling in sein Habitat. Durch häufigen Kontakt mit Touristen, die auf der Straße anhalten und Fotos von ihm machen, verliert der Bär seine natürliche Angst vor dem Menschen, die beide – Mensch und Bär – ansonsten vor unliebsamen Begegnungen schützen würde.
Da Menschenfleisch nämlich entgegen landläufigem Vorurteil nämlich nicht auf der Spitzenposition von Petzis Speisekarte steht, sind Bärenangriffe auf Menschen eher die ängstliche Reaktion, wenn sie beim Chillen überrascht werden. Um solche überraschenden Begegnungen zu vermeiden, tragen die Touristen nun also alle ihre Bärenglöckchen, damit der Bär sie schon von weitem hört und sich rechtzeitig vom Acker machen kann.
Die Ratschläge für den Notfall sind dann doch eher aus der Abteilung theoretische Klugscheißerei: Man soll bei einem Angriff auf keinen Fall weglaufen, weil das den Jagdinstinkt des Bären erst weckt. Oft seien Angriffe nämlich nur Scheinangriffe. Ab auf den Baum ist auch keine gute Idee, weil man nie weiß, ob der Bär nicht am Ende der bessere Kletterer ist. Der letzte Ratschlag für den akuten Ernstfall klingt dann entsprechend hilflos: Einrollen, mit den Händen das Genick und mit den Knien die inneren Organe schützen und hoffen, dass man nach dem Angriff noch in der Lage ist, ein Krankenhaus aufzusuchen…
Lake Louise Campground
Der zweite Campground, der im Banff Nationalpark mit Full Hook Up- Stellplätzen ausgestattet ist, ist der Lake Louise Campground mit 189 Stellplätzen und 206 Zeltplätzen.
Hier ist man so dicht am Wildlife dran, dass der Zeltplatz zur Sicherheit mit einem elektrischen Zaun umgeben ist, denn in dieser Gegend mitten im Wald ist man ganz tief drin im Bärenland. Daher ist es auch unglaublich wichtig, seine Abfälle nicht vor dem Wohnmobil stehen zu lassen oder Proviant in nicht „bärensicheren“ Behältnissen draußen zu lassen. Was „nicht bärensicher“ ist, wird dem Besucher am Eingang sehr drastisch veranschaulicht: Dort hängt eine komplett deformierte Kühlbox, die von einem Bären unkonventionell geöffnet wurde. Denn noch größer als die natürliche Scheu vor Menschen ist bei Meister Petz die Neugier, was in solchen Boxen denn wohl Leckeres drin sein könnte.
Als wir dort waren, war gerade am Abend zuvor eine nervöse Bärenmama auf dem Campground gesichtet worden – Lake Louise blieb der einzige Campground, auf dem wir nachts mit unseren albernen Bärenglöckchen auf Klo gegangen sind.
Die 189 Stellplätze mit Stromanschluss kosten ca. 32,30 CAD; wer sein Zelt auf einem der 206 Plätze aufstellen will, kann das für 27,70 CAD tun.
Camping Rocky Mountains – Whistlers Campground Jasper
Unglaublich weitläufig und dadurch trotz seiner 604 Stellplätze immer noch ein bisschen privat ist der Whistler Campground vor den Toren des Örtchens Jasper im Jasper Nationalpark.
Der Campground liegt mitten im Wald und tierische Begegnungen sind möglich. Mehrere Stellplätze bilden jeweils einen „loop“, der sich dann ein Klo- und Duschhäuschen teilt. Jeder Stellplatz hat zudem Feuerstelle und Sitzbank.
Vom Campingplatz gibt es einen Wander- bzw. Fußweg nach Jasper, das nur ca. 3 Kilometer entfernt ist. Ein Platz mit Stromanschluss kostet 32,30 CAD/Nacht; ohne Hook Up werden 27,70 CAD fällig.
Der Whistlers Campground ist einer von zwei Campingplätzen im Nationalpark Jasper, die über Strom- und Wasseranschluss für die WoMos verfügen und Duschen für die Besucher haben; der andere ist der Wapiti Campground, nur ungefähr 2 Kilometer vom Whistlers Campground und nur 5,5 km von Jasper entfernt. Wapiti ist zudem der einzige Campground, der auch im Winter geöffnet ist.
Die Preise im Wapiti Campground sind die gleichen wie im Whistlers Campground.
Reservierungen für alle staatlichen Campgrounds in Kanada könnt ihr über die zentrale Reservation Website vornehmen.
Camping Rocky Mountains Kanada – Fazit
Wer Wert auf Komfort beim Campen legt, der hat keine so große Auswahl in den vier Nationalparks in den kanadischen Rocky Mountains. Dafür wird man aber durch Natur und Wildlife entschädigt.
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Wer schreibt denn hier?
Kai hat sich 2015 nach Jahren des Reisens schrittweise aus Deutschland verabschiedet und lebt seitdem die meiste Zeit des Jahres in Asien. In seinem früheren Leben hat er 10 Jahre in der Arbeits- und Sozialrechtsberatung gearbeitet.
Hallo.
Erstmal Danke für den hilfreichen Artikel. Hast du evtl. ein paar Tips, wo man relativ günstig einen Campervan / Campertruck anmieten kann?
Grüße,
Kai
Hi,
wir hatten unser WoMo seinerzeit über Trans Kanada Touristik hier in Deutschland gebucht; der eigentliche Verleiher vor Ort war CanaDream. Fraserway RV ist ein anderer großer Vermieter. Wer aktuell der günstigste ist, kann ich aber nicht sagen.
Viele Grüße von Kai an Kai 😉
Hallo
Erstmal danke für diese tollen Tipps!
Sind die Preise dann pro Zeltplatz oder pro Person gewesen ?
Liebe Grüße
Joline
Hi Joline,
ich meine, das war pro Stellplatz. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Stellplatz teurer ist, wenn mehr als zwei Personen in dem Camper sitzen.
LG Kai
Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.
Hallo und danke erstmal für die vielen Informationen.
Was mich noch interessiert, welche Campingplätze verfügen denn über Zeltplätze?
Weißt du das oder sind das alle?
LG sandra
Hi Sandra,
soweit ich weiß, verfügen alle Campingplätze in den Nationalparks auch über Zeltplätze. Bei den privaten Betreibern außerhalb der Nationalparks würde ich mich nicht immer darauf verlassen. Viele Grüße Kai