Wer auf einer Weltreise (oder jeder anderen Reise) mehr von einem Land kennenlernen möchte als ein Hotelzimmer und ein paar Sehenswürdigkeiten und dem auch Air BnB noch zu unpersönlich ist, der sollte das Reisen mit Servas einmal in Betracht ziehen.
Reisen mit Servas – die Idee
Es gibt die provokante Auffassung, wer unterwegs in Hotels, Hostels oder Jugendherbergen schlafe, könne auch gleich zu Hause bleiben, weil diese in Standard und Ausstattung überall auf der Welt gleich oder zumindest vergleichbar seien.
Das ist natürlich so Quatsch, aber dahinter steckt vermutlich der nicht ganz falsche Gedanke, dass Reisen dann am Wertvollsten ist, wenn man die Gelegenheit hat, in die fremde Gesellschaft „einzutauchen“. Da man aber schlecht vor Ort an irgendwelchen Haustüren klingeln und um Beherbergung bitten kann, bietet die Organisation Servas ein Netzwerk von privaten Hosts in über 120 Ländern.
Servas ist dabei weniger ein Unterkunftsvermittler als vielmehr ein der Förderung der Völkerfreundschaft verbundener Verein, der die Auffassung vertritt, dass Vorurteile am Besten durch Kontakt abgebaut werden können. Entsprechend durchläuft man bei der Registrierung ein paar Schritte, die sich von einer Hotel- Buchung unterscheiden.
Anmeldung und Interview mit Servas- Koordinator
Zuerst nehmt ihr Kontakt mit einem Servas- Koordinator auf. Die Koordinatoren sind nach regionalen Gesichtspunkten aufgeteilt und auf der Webseite von Servas aufgelistet. Dieser Koordinator vermittelt euch dann einen Interviewer, der sich mit euch treffen und Psychopathen und Serienmörder aussortieren wird. Diese Interviewer sind aber auch erfahrene Servas- Reisende und können so hilfreiche Tipps geben.
Zum Informationsgespräch bringt ihr den Aufnahmeantrag und den so genannten Letter of Introduction mit, mit dem ihr euch potentiellen Gastgebern vorstellt. Seid ihr nach dem Gespräch willens, auf eurer Reise den Kontakt mit Servas- Hosts zu suchen, müsst ihr den Mitgliedsbeitrag überweisen und die ausgefüllte Datenschutzerklärung zurücksenden.
Letter of Introduction
Der „Letter of Introduction“ (LoI) ist euer Bewerbungsschreiben für potentielle Gastgeber auf eurer Reise. Hier muss man neben den persönlichen Daten ein paar Sätze zu Hobbys und Hintergrund, Motivation für die geplante Reise und vorherige Reiseerfahrungen schreiben, kurzum: etwas über sich schreiben, was für den Host interessant sein könnte. Der LoI muss in Englisch oder der Sprache des Reiselandes ausgefüllt sein und ein Foto von euch enthalten.
Nach dem Interview werden LoI und eine Datenschutzerklärung an den Koordinator geschickt, der euch den LoI dann mit einer Wertmarke versehen zurücksenden wird, sobald ihr die Gebühren und Förderbeiträge überwiesen habt. Inzwischen scheint es auch nur noch digitale Marken zu geben und das Hin- und Hersenden von Dokumenten nicht mehr nötig zu sein.
Kern des Servas- Netzwerks ist die Onlineplattform SOL, auf der die Kontaktaufnahme zwischen Reisenden und Hosts stattfindet. Zugangsdaten hierzu erhaltet ihr nach Aufnahme in den Verein. Hier müsst ihr die Daten aus eurem Mitgliedsantrag noch einmal in euer Profil übertragen, damit Hosts sich ein Bild von euch machen können.
Welche Kosten fallen an?
Die Gebühr für die Ausstellung eines LoI, der ein Jahr gültig ist, beträgt 20 Euro. Ferner muss ein Förderbeitrag von 10 Euro geleistet werden. Zudem muss ein Deposit von 30 Euro für die Listen möglicher Gastgeber überwiesen werden, das zurückerstattet wird, wenn nach Abschluss der Reise die Listen sowie ein Reisebericht zurück gesandt werden.
Für den Aufenthalt, der im Regelfall zwei Nächte nicht überschreitet, gilt die einfache Regel, dass der Host der Chef im Ring ist. Das bedeutet, dass man die Wohnung zu verlassen hat, wenn er die Wohnung verlässt und dass Ausnahmen von den Servas- Regeln generell nur in Frage kommen, wenn der Host sie von sich aus anbietet.
Mehr zum Reisen mit Servas gibt es auf der Webseite von Servas Germany.
Reisen mit Servas – Fazit
Insgesamt ist Reisen mit Servas eine tolle Möglichkeit, kostengünstig zu reisen, sich mit Menschen aus oft fremden Kulturen auszutauschen und dabei auch noch vom Insiderwissen der Hosts zu profitieren.
Wenn ihr verreist, solltet ihr unbedingt darauf achten, dass ihr mit einer Auslandskrankenversicherung ausreichend abgesichert seid. Wir stellen euch die drei beliebtesten Langzeit- Auslandskrankenversicherungen für Backpacker vor. Außerdem empfehle ich euch die Lektüre meiner aktualisierten Übersicht zu den besten kostenlosen Reisekreditkarten 2021.
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Wer schreibt denn hier?
Kai hat sich 2015 nach Jahren des Reisens schrittweise aus Deutschland verabschiedet und lebt seitdem die meiste Zeit des Jahres in Asien. In seinem früheren Leben hat er 10 Jahre in der Arbeits- und Sozialrechtsberatung gearbeitet.