Die Castles sind die Wahrzeichen Schottlands. Hunderte Schlösser, Burgen und Burgruinen sind über das ganze Land verteilt und geben Schottland seinen eigenen Charakter. Viele Schlösser sind noch gut erhalten und sogar bewohnt; andere stehen nur noch als Ruine und geben Zeugnis von der zum Teil sehr gewalttätigen Geschichte insbesondere des Hochlandes.
Dabei stehen die von Kriegen heimgesuchten Burgen in erster Linie in den Highlands, während der Osten des Landes in der Geschichte Schottlands von Zerstörung weitgehend verschont blieb. Dies zeigt sich auch in unterschiedlichen Baustilen, die dem Zweck der Behausung geschuldet sind. So sind die Burgen im Osten meist geprägt von dem „baronial style“, der durch viele spielerische und verschnörkelte Elemente charakterisiert ist und verdeutlicht, dass diese Schlösser zuerst der Repräsentation dienten und weniger dem Zweck der Verteidigung. Dagegen sind die Burgen der Highland- Clans funktional gehalten und verzichten zugunsten der Wehrhaftigkeit auf schmückende Elemente.
Insofern ist der bekannte „castle trail“ im Osten Schottlands stilistisch sehr einseitig. Wer dennoch eine komprimierte Übersicht über einige der schönsten Schlösser des Landes erlangen möchte, für den seien hier einige Anmerkungen gegeben. Wie gesagt: Meines Erachtens sind viele der traurigen Ruinen normannischen Stils im dünn besiedelten Norden atmosphärisch ansprechender. Zudem ist deren Besichtigung in der Regel kostenlos, während für den Besuch noch erhaltener Schlösser oftmals unverschämte Eintrittsgelder verlangt werden.
Inmitten der Grampian Highlands im Osten Schottlands befinden sich zwei der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Schottlands, nämlich der Whisky- Trail und der Castle- Trail.
Der Castle- Trail kann an verschiedenen Schlössern begonnen werden. Verkehrstechnisch bietet sich der Weg von Braemar über die A 939 an; dann beginnt der Trail mit
Corgarff Castle
Corgarff kann man sich im Vorbeifahren ansehen. Es sieht nicht sonderlich spektakulär aus und auch sein letzter Zweck als Behausung für Einheiten des schottischen Zolls im Kampf gegen den Whisky-Schmuggel macht es nicht sympathischer. Erbaut 1537 erlebte es seine Hochzeit unter den Jacobitern 1715 bis 1745.
Kildrummy Castle
Die Ruinen des im 13. Jh. erbauten und 1715 zerstörten Kildrummy Castle sind da schon sehenswerter. Halle und Kapelle sind auch noch intakt und natürlich zu besichtigen. Ich weiß allerdings nicht mehr genau, ob die sogar für die Besichtigung von Ruinen Geld haben wollten…
Craigievar Castle
Craigievar Castle ist das Märchenschloss in Grampians im feinsten baronialen Stil und wurde 1626 von William Forbes erbaut. Es beherbergt eine tolle Ahnengalerie und ist noch immer mit Möbeln aus dem 17./18. Jh. ausgestattet. Wenn man sich mal ein Schloss etwas genauer anschauen möchte, bietet sich dieses an.
Crathes Castle
Crathes Castle wurde Ende des 16. Jh. erbaut und diente dem Burnett Clan als Sitz. Hier sollte man an einem sonnigen Tag vorbeischauen, weil der Garten einige bunte Überraschungen bereit hält. Nachts treibt hier übrigens ein Geist sein Unwesen, wie es sich für ein zünftiges schottisches Schloss gehört.
Drum Castle
Drum Castle in seiner jetzigen Form wurde 1619 erbaut und befindet sich 11 km südöstlich von Aberdeen. Der ursprüngliche Turm im Zentrum der Anlage wurde vermutlich schon Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und diente seither über 600 Jahre dem Irvine- Clan als Stammsitz. Seit dem Tod des 24. Laird of Drum 1975 ist das Castle im Besitz des NTS.
Castle Fraser
Südlich von Kemnay liegt Castle Fraser, das zwischen 1575 und 1636 errichtet wurde und seither Stammsitz der Frasers war, bis der letzte männliche Erbe des Clans 1897 kinderlos starb. Seit 1976 gehört es dem NTS.
Eine junge Prinzessin, die dort ermordet wurde, soll dort als ruheloser Geist bis heute Besucher erschrecken.
Tolquhon Castle
Tolquhon Castle erreicht man über eine kleine Straße die etwas nördlich von Pitmedden von der B 999 abzweigt. Die Burg steht seit Mitte des 19. Jh. leer und sieht entsprechend verfallen aus. Erbaut wurde sie im 14. Jh. als Tower House, das Ende des 16. Jh. von William Forbes. zu einer wehrhaften Burg erweitert wurde.
Haddo House
Weiter Richtung Norden erreicht man an der A 947 das erst Anfang des 18. Jh. erbaute und um 1880 umfassend renovierte Haddo House. In der 1890 erbauten Community Hall finden heute von der Haddo House Choral Society veranstaltete Opern- und Konzertveranstaltungen statt.
Fyvie Castle
Zwischen Oldmeldrum und Turriff von der A 947 abgebogen, erreicht man 11 km westlich von Haddo House Fyvie Castle. Erbaut im 14. Jh. und im 16. Jh. im baronialen Stil erweitert wurde Fyvie Castle von 5 verschiedenen Familien bewohnt und hat 5 nach ihnen benannte Türme (hat aber nix mit dem Namen zu tun: Fyvie, gälisch: Hügel der Hirsche). Die Innenausstattung des Schlosses ist edwardianisch gehalten, was sich in einem zum Prunk neigenden Stil äußert.
Um das Schloss erstreckt sich ein wunderschönes Parkgelände.
Duff House
Duff House liegt südlich von Banff und wurde 1725- 40 von William Adam für William Duff, den 1. Earl of Fife, gebaut. Da dieser über das langsame Fortschreiten der Bauarbeiten und den immer höheren Preis immer verärgerter wurde, hat Duff in seinem Anwesen nie gewohnt. Im Gegensatz zu vielen Deutschen übrigens, denn Duff House diente im 2. Weltkrieg als deutsches Kriegsgefangenenlager. Heute kann man hier eine Ausstellung wertvoller Gemälde der National Gallery of Scotland besichtigen.
Huntly Castle
Huntly Castle liegt zwischen Aberdeen und Elgin und wurde im 13. Jahrhundert als Strathbogie Castle errichtet, bevor es im 14. Jh. an den Huntly- Clan verkauft wurde.
Ende des 18. Jh. zerfiel Huntly Castle und wird seit 1923 von Historic Scotland verwaltet.
Leith Hall
Die Errichtung dieses Prachtschlosses begann ca. 1650 und zog sich über drei Jahrhunderte hin. Auch hier gibt es natürlich eine zünftige Spuk- Geschichte. John Leith, 3. Laird of Leith wurde Weihnachten 1763 im Alter von 25 Jahren nach einem Gelage im Streit erschossen und geistert seither in seinem Stammsitz umher.