Viarail The Canadian Toronto nach Vancouver

Zugfahrt von Toronto nach Vancouver: The Canadian von Viarail

Wer die vielfältigen Landschaften Kanadas gerne total entspannt und trotzdem kompakt erleben möchte, für den ist eine Fahrt mit dem legendären Viarail Canadian von Toronto Union Station nach Vancouver Pacific Central Station ein Erlebnis der besonderen Art.

Die Strecke wird von der Bahngesellschaft Viarail betrieben. Der Canadian verkehrt von Toronto nach Vancouver offenbar derzeit nur noch zwei Mal die Woche am Mittwoch und Sonntag und in umgekehrter Richtung am Freitag und Montag. Der Zug startet in Toronto morgens um 9.45 Uhr und kommt nach vier Übernachtungen an Bord morgens um etwa 8:00 Uhr in Vancouver an. Auf der Reise durchquert ihr vier Zeitzonen.

Die Rückfahrt beginnt ab Vancouver um 15:00 Uhr und ihr kommt entsprechend vier Tage später in Toronto um ungefähr 14:30 Uhr an. Die Zeiten sind eher ein Richtwert, denn auf der langen Strecke von fast 4500 Kilometern, wo Güterverkehr auf vielen Abschnitten Vorrang vor dem Pasagierverkehr hat, können sich schnell ein paar Stunden Verspätung ansammeln. Ihr solltet also keinesfalls einen Rückflug im Anschluss an die geplante Ankunft buchen sondern euch immer noch eine Übernachtung als Puffer einbauen.

Viarail Canadian Toronto nach Vancouver Route

Als wir mit dem Canadian gefahren sind, fuhr dieser noch abends um 22:00 Uhr ab Toronto ab. Man hat also einen Großteil von Ontario verschlafen und bei Tageslicht auf die unendliche Weite von Manitoba gestarrt, wo man stundenlang den Eindruck hat, an einem Standbild vorbeizufahren. Durch die neue Abfahrzeit am Morgen verschieben sich die Eindrücke, die man bekommt ein wenig und man verschläft einen Großteil der Steppe Manitobas.

Die auf der Karte eingezeichneten Stopps sind übrigens nur die major stops. Tatsächlich hält der Canadian viel öfter, was vor allem die Raucher goutieren, denn an Bord ist natürlich striktes Rauchverbot.

Canadian von Toronto nach Vancouver – Die Reiseklassen

Die Unterbringung an Bord ist grob in zwei Klassen unterteilt. In der Economy fährt man wie in einem normalen Zug mit dem kleinen Unterschied, dass die Sitze etwas breiter sind und als Liegesessel einen höheren Neigungswinkel haben.

In der Sleeper Plus Class erfolgt die Unterbringung in eigenen Abteilen mit einem, zwei oder vier Betten. Die Abteile verfügen über eigene Toilette, ein kleines Waschbecken sowie herunterklappbare Betten und Steckdosen. In jedem Waggon gibt es zudem eine Dusche. In den Einzel- und Doppelkabinen gibt es auch kleine Amenity Kits mit Zahnbürste, Seife, einem Kamm usw. Die Kabinen sind nur von innen abschließbar, was bedeutet, dass ihr die Kabine offen lasst, wenn ihr z.B. essen, duschen oder sightseeing geht. Da man seine Wertgegenstände nicht permanent mit sich rumtragen will, sollte man also entweder ein verdammt hohes Vertrauen in seine Mitreisenden haben oder besser ohne Wertgegenstände reisen. Das ist relativ suboptimal gelöst.

Im Preis für die Sleeper Plus Class enthalten sind zudem die Mahlzeiten, die für nordamerikanische Verhältnisse von nahezu überragender Qualität sind sowie Kaffee, Tee und kleine Snacks und Obst zwischendurch. Für Passagiere der Sleeper Plus Class beginnt die Reise auch mit einem Lounge- Aufenthalt in Toronto oder Vancouver, wo es kostenlose Snacks und Getränke gibt.

Seit ein paar Jahren gibt es sogar eine Prestige Class genannte First Class; eine eigene Suite mit Butler- Service.

Waren wir zunächst etwas skeptisch, ob man nicht bei vier Tagen an Bord irgendwann einen Rappel bekommt, so verging die Zeit doch überraschenderweise wie im Flug. Dazu ist es natürlich immer hilfreich, ausreichend Lektüre dabei zu haben, denn auch wenn die Landschaft noch so schön ist, wird man nicht jeden Tag stundenlang nur aus dem Fenster gucken wollen. Allerdings gibt es mit den rundum verglasten, sogenannten „Dome- Cars“ Panoramawagen, in denen man die atemberaubenden Landschaften in Echtzeit an sich vorbeituckern sehen kann. Unter dieser Glaskuppel sitzt man erhöht, so dass man über die Waggons vor und hinter einem hinwegsehen kann.

So sieht man die Wälder und Seen Ontarios, die unendliche Weite Manitobas und Sasketchewans, Bären in den Rockies und die wilden Landschaftswechsel in British Columbia und man hat das erhabene Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein.

Zusätzliche hilfreiche Abwechslung sind die „Landausflüge“ bei längeren Aufenthalten in Winnipeg (ca. vier Stunden) und Jasper (ca. zwei Stunden). Daneben gibt es in kleineren Orten ausreichend lange Stopps für die Nikotinsüchtigen und die Möglichkeit, einen Eindruck vom Klima zu bekommen, was in dem vollklimatisierten Zug ansonsten schwer fällt.

Viarail Canadian von Toronto nach Vancouver: Die Preise

Der Luxus, der einem an Bord angediehen wird, hat natürlich seinen Preis.

Es gibt drei Seasons: Die günstigste geht von November bis März, doch würde ich davon abraten, die Reise in diesen Monaten zu machen, denn das Erlebnis lebt natürlich vom Tageslicht, von dem ihr im Winter sehr viel weniger habt. Die Nebensaison umfasst nur die Monate April und Mai und die restlichen Monate von Juni bis Ende Oktober sind Hochsaison.

Anfang 2020 habe ich mal wieder die Preise für die Strecke gecheckt und erwartungsgemäß sind die Tickets nicht billiger geworden… Dass die Einzelkabine aber auf 3841 CAD zugelegt hat, hätte ich auch nicht erwartet. Ermäßigt kostet die Einzelkabine immer noch 2402 CAD. Auch das reguläre Economy- Ticket kostet nun 591 CAD (ein oberes Bett im Vierer- Abteil 2273 CAD, ermäßigt 1492 CAD), dafür scheint es neue Ticketklassen im Budget- Bereich zu geben: die Economy Escape Fare für 527 CAD und die Economy Plus für 937 CAD.

Der Unterschied zwischen dem normalen Economy Tarif und dem Escape- Tarif besteht neben ein paar Kilo mehr Freigepäck offenbar ausschließlich darin, dass der Escape nicht umtauschbar und nicht zu erstatten ist, während man den Economy gegen eine Gebühr von 25% des Fahrtpreises umbuchen kann und der Economy Plus total flexibel ist. Ob das den beinahe doppelten Preis rechtfertigt, muss jeder selbst entscheiden.

Es gibt jetzt auch eine First Class, die Prestige Class genannt ist und nahezu unbezahlbaren Luxus in einer Doppelkabine mit eigenem Badezimmer und einem neuen Panoramawagen, dem so genannten Park Car, bietet. Eine Doppelkabine mit Doppelbett, Ledercouch sowie Flatscreen TV und Butlerservice kostet hier 12.864 CAD. Der Kanadische Dollar steht Anfang 2020 zum Euro im Verhältnis 1:1,55. Für einen Euro bekommt ihr also 1,55  CAD.

Dafür gibt es inzwischen in allen Bordklassen kostenloses Wifi, auf das man sich allerdings in der Wildnis auch nicht durchgehend wird verlassen können.

Wie auf einem Flug auch wird euer Gepäck übrigens aufgegeben, so dass ihr während der Fahrt darauf nicht zugreifen könnt. Aufgeben könnt ihr zwei Gepäckstücke a 23 kg. Eure notwendigen Utensilien für die vier Tage an Bord müsst ihr daher vorher im Handgepäck verstauen. Als Handgepäck dürft ihr ein personal item pro Person mit nicht mehr als 11,5 kg (=25 lb) sowie zwei small items je Kabine mit ebenfalls je 11,5 kg mitnehmen.

Die Preise sind High Season Preise für die Sommermonate. Wer außerhalb der Hochsaison reist, fährt billiger. Die Preise für 2020 in den einzelnen Reiseklassen findet ihr in der Übersicht von Viarail.

Letzte Aktualisierung am 25.09.2023 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Viarail Canadian von Toronto nach Vancouver: Fazit

Die Preise für die Kabinen haben zumindest in der Hochsaison ein unangenehmes Niveau erreicht und für vier Nächte ist ein Economy Sitz einfach eine Strapaze. Wer ein bisschen sparen will, weicht in den Mai aus, der vom Wetter schon recht stabil ist. Auch wenn die Preise happig sind, handelt es sich schließlich um ein „Once-in-a-lifetime“- Erlebnis.

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Wer schreibt denn hier?

Kai Berke, Backpacker-Weltreise

Kai hat sich 2015 nach Jahren des Reisens schrittweise aus Deutschland verabschiedet und lebt seitdem die meiste Zeit des Jahres in Asien. In seinem früheren Leben hat er 10 Jahre in der Arbeits- und Sozialrechtsberatung gearbeitet.



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